Die Geschichte von RADIO AKTIV


1995 – Schule Herzogenmühle. Die Klasse F. bringt den noch jungen Musiklehrer Daniel Odermatt beinahe zur Verzweiflung – und setzt gleichzeitig den Startschuss für ein aussergewöhnliches Projekt


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Die Gründerklasse F. 1995, mit Bruno (Vierter von rechts, vordere Reihe), der den Namen RADIO AKTIV erfunden hatte.


Musikunterricht in der Sekundarschule – keine einfache Aufgabe. Das bekommt Daniel Odermatt mit der Rabenklasse F. ziemlich deutlich zu spüren. Nach einem halben Jahr sieht er nur noch eine Lösung: Ein Projekt muss her, um die verbleibende Zeit mit dieser wilden Horde irgendwie zu überleben.


«Wir könnten ein Schulradio gründen», so der erste, erstaunlich kreative Vorschlag aus der Klasse. Und Bruno, der schwierigste Schüler, hat auch schon den Namen für die Radiostation: «RADIO AKTIV – verstehen Sie? Das ist ein Wortspiel. Wir sind aktiv und machen Radio und… .» Die ehemalige Rabenklasse F. entwickelt plötzlich einen nie geahnten Pioniergeist. Nach zwei Monaten Vorbereitung wird der Start von RADIO AKTIV im Schulhaus offiziell angekündigt. Am Dienstag, 31. Januar 1995 um Punkt 10:02 Uhr ertönt die allererste Sendung von RADIO AKTIV auf dem Pausenplatz. Der Auftritt des Radioteams sorgt zuerst für Verwunderung und bald darauf für Begeisterung im Publikum. Aber mit Sicherheit ahnt niemand, dass an diesem Tag der Startschuss für ein 26jährige Geschichte gefallen ist.


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1997 – ein mobiles Sendepult

Während der ersten drei Jahre sendet RADIO AKTIV mit einfachsten Mitteln. Der Sendebetrieb wird zwar fortlaufend verbessert, doch der Aufwand, das improvisierte Studio für jede Sendung aufzubauen und zu verkabeln, ist zu gross. Im Sommer 1997 entwickelt Daniel Odermatt aus einem ausgedienten Arbeitstisch das RADIO AKTIV Studio 2 – ein mobiles Sendepult mit fünf fest installierten Arbeitsplätzen für Moderation, Tontechnik und DJ. Ein neuer Lautsprecherwagen sorgt für die Beschallung des Pausenplatzes. Zwei Reporter mischen sich ab jetzt mit einem Funkmikrofon unter das Publikum, führen Interviews und nehmen die begehrten Grüsse für Mitschülerinnen und Mitschüler entgegen.


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1997 – RADIO AKTIV uf de Gass

Das RADIO AKTIV Studio 2 passt auf den Zentimeter genau in Odermatts Renault express. So wird es möglich, auch ausserhalb des Schulhauses Radiosendungen durchzuführen. RADIO AKTIV uf de Gass, so heissen ab jetzt die Ausseneinsätze an Sportveranstaltungen, Parties, Shows und weiteren Anlässen. Allmählich spricht sich der Name RADIO AKTIV herum. Promis aus den Bereichen Musik, Sport und Politik besuchen diese aussergewöhnliche Radiostation für ein Interview. 


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RADIO AKTIV sendet nun seit sieben Jahren. Wurden zu Beginn die Moderatoren im Studio noch kaum verstanden, so findet jetzt ein richtiger Dialog zwischen Publikum und dem Radioteam statt. Jede Sendung hat ein Thema, das von den Moderatoren eingeführt wird. In der Regel dauert es danach keine drei Minuten, bis sich unten auf dem Pausenplatz die ersten Jugendlichen zu einem Interview melden. DJs und Tontechniker bedienen die Sendeanlage inzwischen mit grosser Routine. RADIO AKTIV wird zur Institution im Schulhaus. Interessierte Schulklassen kommen auf Besuch und starten danach eigene Radioprojekte. 



2002 – die Herausforderung

Eigentlich könnte die Geschichte von RADIO AKTIV hier abge­schlossen sein. Aber inzwischen gibt es bezahlbare Computer und Software, die den Umgang mit Musik neu definieren. Für RADIO AKTIV ergeben sich dadurch faszinierende neue Formen des Sendebetriebs. Die Idee will Daniel Odermatt nicht mehr aus dem Kopf: Ein neues, computergesteuertes Radiopult, das alle Funktionen eines professionellen Sendestudios bietet. Er bildet ein Team mit einem befreundeten EMPA-Wissenschaftler und einem TPC-Informatiker, um dieses ambitionierte Ziel zu erreichen. Nach vier Monaten Entwicklungszeit ist es soweit: Das brandneue RADIO AKTIV Studio 3 ist fertig. Es wird dem Schulhaus an einer Eröffnungsshow live auf dem Pausenplatz präsentiert. 

Dem Radioteam stehen nun sechs Arbeitsstationen zur Verfügung. Moderatoren und Techniker haben dank mehrerer Bildschirme jederzeit Zugriff auf das ganze Computersystem. RADIO AKTIV 3 verfügt über eine Reihe technischer Eigenentwicklungen, wie das relaisgesteuerte Ein- und Ausschalten der Mikrofone oder das spezielle Open-Monitoring, einem Lautsprechersystem zum Abhören der Sendung ohne Kopfhörer.


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Vom DJ zum CJ

Die Bedeutung der CD schwindet mehr und mehr. Der Musik-Programmchef heisst jetzt neu CJ (Computer-Jockey). Er bedient das neue Herzstück von RADIO AKTIV: Eine Broadcast-Software, die perfekt auf die Anforderungen der Schulradiostation abgestimmt ist. Vom einfachen Abspielen von Playlists über ausgefallene DJ-Techniken bis zum Programmieren komplexer Programmabläufe ist alles möglich. Das RADIO AKTIV Telefon-Interface leitet ankommende Gespräche ins Sendepult und somit auf den Pausenplatz. Nun ist es möglich, z. B. Grüsse aus dem Klassenlager live und für alle hörbar in die 10 Uhr-Pause zu übertragen. Die Moderation ist inzwischen weitgehend papierlos geworden. Texte werden zuhause vorbereitet und per E-Mail ins Studio geschickt. Dort werden sie vor Sendebeginn noch einmal geprüft und überarbeitet, damit sie dann während der Sendung problemlos ab Bildschirm abgelesen werden können.


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Neben dem bewährten Standart-Sendeformat werden immer wieder neue Formen ausprobiert. 

  • RADIO AKTIV international – eine Sendungen, die in einer Fremdsprache moderiert wird.
  • Facts am 10 – eine News- und Unterhaltungssendung, quasi ein Mini-Echo der Zeit für Jugendliche. 
  • RADIO AKTIV Single Hitparade «Bestseller auf dem Pausenplatz». Der legendäre Radiosprecher und CH-Charts-Gründer Christoph Schwegler ist seit 2008 die RADIO-AKTIV Station-Voice und hat den Jingle für die Haus-Hitparade besprochen.
2008 findet der Umzug von RADIO AKTIV aus dem Singsaal in ein eigenes Zimmer statt, wo Daniel Odermatt einige Jahre später noch zwei weitere Studiopulte einbaut. Während der Radio-Einführung üben nun die drei Teams einer Klasse gleichzeitig, verteilt auf drei Sendepulte.


RADIO AKTIV VIPs
Eine Radiostation braucht sogenannte Station-IDs, also Werbesprüche von Prominenten aus allen möglichen Bereichen. RADIO AKTIV-Mitglieder sind sehr erfolgreich auf ihrer Jagd nach solchen Station-IDs. Neben zahlreichen Grössen aus dem Popbusiness ist RADIO AKTIV vermutlich weltweit die einzige Schulradiostation mit einer Widmung von Superstar Sting. Der beste Schweizer Radiomoderator Christoph Schwegler leiht RADIO AKTIV – als Gegenleistung für einen DJ-Einführungskurs durch Daniel Odermatt – seine Stimme für diverse Radiosignete. Selbstverständlich wird mit Schwegler eine Exklusivsendung auf RADIO AKTIV veranstaltet.


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2023 – wir bleiben dran
Die Jahre vergehen, RADIO AKTIV bleibt eine feste Institution im Herzli. Der Sender wird mehrmals Thema in verschiedenen Medien und gewinnt mehrere Auszeichnungen. Rund 2000 Schülerinnen und Schüler haben bis heute bei RADIO AKTIV mitgewirkt. Die Faszination für das Medium Schulradio hält an. Wir bleiben dran!